August Menz, MENTA
Vorbemerkung: 2016 berichtete ich im Waffenfreund, dem Magazin des Verband für Waffentechnik und -geschichte e.V. ausführlich zur Geschichte der Firma August Menz und den von Menz angebotenen Pistolen. Im Internet erschien in Zusammenarbeit mit meinem US-Sammlerkollegen Ed Buffaloe ebenfalls ein ausführlicher Artikel zu Menz. Im April 2021 und Dezember 2022 stellte ich die Menz Liliput Pistolen und Liliput Schreckschusspistole als Taschenpistolen des Monats vor. Diesmal soll es um die erste Selbstladepistole von Menz gehen - die MENTA (Menz-Taschenpistole).
Geschichte der MENTA
August Menz wurde 1861 geboren und verdiente sein Geld zunächst ais Mechaniker und Systemmacher. Im Jahr 1905 gründete er eine eigene Firma in Suhl und verdingte sich zunächst als Zulieferer für die Waffenbranche. 1908 brachte er dann seine erste eigene Pistole auf den Markt, die Regnum, eine Kipplaufpistole mit vier übereinander liegenden Läufen im Kaliber 6,35 mm Browning. 1911 entwickelte Menz eine "Scheintodpistole", die aus drei übereinander liegenden Läufen Gaspatronen im Kaliber 12 mm verschoss (DRGM 4718715). Im August 1913 erschien eine erste Selbstladepistole, die MENTA (Menz-Taschenpistole), im Kaliber 6,35 mm Browning. Wenig später, noch vor dem Ersten Weltkrieg, folgte ein vergrößertes Modell im Kaliber 7,65 mm Browning.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges stellte die Waffenindustrie in Suhl und Zella-Mehlis auf Rüstungsproduktion um. Da der Bedarf für die Militärpistole 08 nicht gedeckt werden konnte, wurden auch Zivilfabrikate in den Truppengebrauch übernommen, unter anderem die MENTA im Kaliber 7,65 mm Browning. In der zweiwöchentlich erscheinenden Zeitschrift Waffenschmied vom 25. November 1914 heißt es dazu: "Die Revolverfabriken August Menz, Suhl, Friedrich Pickert und August Walter in Zella-St. Blasii, Alfred Schilling in Mehlis, Gewehrfabrik J.F. Sauer & Sohn, Suhl, sind derartig mit Aufträgen versehen, daß Tag und Nacht gearbeitet werden muß." Zudem wurde die Firma Westdeutsches Walz- und Presswerk Becker & Holländer mit dem Bau einer Waffe nach Art der Menta beauftragt, die ,,Beholla".
Am 6. September 1918 starb August Menz. Der Waffenschmied vom 25. September 1918 würdigt den Fabrikanten: "Mit ihm scheidet ein Mann aus der Suhler Waffenindustrie, der auf dem Pistolenmarkt als Hersteller der "MENTA"- Selbstladepistole bekannt geworden ist, denn diese Pistole ist zu vielen Tausenden in seinem Betrieb angefertigt worden. Herr Menz hat hier vor mehreren Jahrzehnten eine kleine Werkstatt errichtet und sie in rastloser Arbeit zu einem achtbaren Betrieb emporgebracht."
Sein Sohn Alfred, geboren 1886, übernahm die Geschäfte. Nach dem Krieg trat er damit kein einfaches Erbe an, denn die Waffenproduktion lag am Boden, nicht zuletzt wegen der Restriktionen des Versailler Vertrags. Alfred Menz fertigte zunächst die MENTA weiter. Der 6,35mm Variante verpasste er eine neue Laufbefestigung mit außen sichtbarem Hebel und bot sie nun als "MENZ 6,35" an.
1920 übernahmen die Stendawerke GmbH die Bestände von Becker & Holländer. Unter Verwendung noch vorhandener Teile mit Beholla-Beschriftung wurden die verbleibenden Waffen abverkauft, doch die rechte des Verschlussstücks zeigt bereits den Hinweis auf die Stendawerke. Ebenfalls 1920 erhielt die Stendawerke ein Patent für eine neue Laufbefestigung (DRP 334449). Die hiernach gefertigten Pistolen waren bis 1926 unter dem Handelsnamen "Stenda" erhältlich.
Die Metallwarenfabrik Hugo M. Gering aus Arnstadt produzierte unter dem Namen Leonhardt bis 1925 eine Pistole, die der Kriegsausführung der MENTA ähnlich war.
Für Menz waren diese MENTA -Kopien ein Dorn im Auge, denn mittlerweile hatte sich MENTA als Synonym für diese Art der Pistole etabliert. Das führte dazu, dass Alfred Menz über das gesamte Jahr 1921 und 1922 in Werbeanzeigen in Der Waffenschmied annoncierte: "Ähnliche Modelle dürfen nicht mit dem Namen "MENTA" bezeichnet werden".
Technik
Die MENTA besitzt ein Schlagbolzenschloss und hat ein oben offenes Verschlussstück. Besonders ist die Laufbefestigung. Der Lauf ist mit einer schwalbenschwanzartigen Führung mit dem Griffstück verbunden und durch einen Metallstift in seiner Lage gesichert. Der Stift ist über ein Loch in der Mitte des Verschlussstücks zugänglich und ist von rechts nach links herauszutreiben. Um den Lauf vom Griffstück zu trennen, muss dieser nach hinten gegen die Schussrichtung aus der Führung heraus geschoben und dann nach oben entnommen werden. Dann kann auch das Verschlussstück nach oben abgehoben werden.
Der Auszieher befindet sich oben in der Mitte des Verschlussstücks, wird jedoch recht bald auf die rechte Seite verlegt. Die Abzugsstange verläuft links unter der Griffschale und ist T-förmig ausgebildet. Der nach oben laufende Arm wird über das Verschlussstück ausgelenkt, sobald sich dieses nach hinten bewegt. Damit werden Abzugsstange und Stollen entkoppelt.
Bei der Nachkriegsausführung der MENTA in 6,35 mm Browning wird der Stift der Schwalbenschwanzbefestigung durch einen Lösehebel auf der linken Seite des Griffstücks oberhalb des Abzugs ersetzt. Der Lauf hat nun an der Unterseite einen Bolzen mit einer Hohlkehle, in die der Lösehebel einschwenkt. Der Lösehebel steht unter dem Druck der Schließfeder. Auch ändert sich die äußere Kontur der Pistole leicht. Lauf und Verschlussstückoberseite verlaufen nun geradlinig zueinander, ältere MENTA haben dort einen Absatz.
Die Griffschalen bestehen aus Horn, aber es sind auch äußerlich identische Holzgriffschalen. Bei späten MENTA finden sich vereinzelt Holzgriffschalen mit eingelassenem ,,AM" Emblem.
Die Pistole in 6,35 mm ist kleiner als die Variante in 7,65 mm Browning
Varianten
Die Beschriftung früher 6,35 mm-Pistolen lautet:
DEUTSCHE SELBSTLADE-PISTOLE ,,MENTA" CAL.6.35
AUSL. PAT & D.R.G.M.
Später wurde diese Beschriftung vereinfacht zu
,,MENTA" 6,35
und die Nachkriegsvariante ist mit
,,MENZ " 6,35
beschriftet.
Von der MENTA in 7,65 mm Browning sind zwei Beschriftungsvarianten mit
dem Schriftzug
,,MENTA" KAL 7.65
bekannt, die sich lediglich in der Schriftgröße unterscheiden. Exportversionen
tragen den Schriftzug ..GERMANY''
Die Zahl der Griffrillen reduziert sich von zunächst neun auf sieben und schließlich auf sechs. Die Nachkriegsvariante unterscheidet sich äußerlich deutlich. Das Verschlussstück verläuft oben gerade, der Lauf ist daran angepasst und schließt vorne bündig ab. Die Griffrillen verlaufen schräg von links oben nach
rechts unten, während sie bei der frühen Variante senkrecht verlaufen.
Fazit
Die MENTA war bei ihrer Einführung 1913 eine führige und zuverlässige Taschenpistole. Wegen des hohen Bedarfs an Pistolen im Ersten Weltkrieg fertigten weitere Firmen die Pistole im Kaliber 7,65 mm Browning. Nach dem Krieg aber konkurrierten diese Unternehmen miteinander. Das Angebot verwirrte. Und so finden sich immer wieder Annoncen in Der Waffenschmied die Posten von bis zu 500 MENTA en gros anboten. Schlussendlich war die MENTA in den 1920er Jahren aus der Zeit gefallen und verschwand langsam vom Markt.
Technische Daten
Erste Werbeanzeige für die Menta. Der Waffenschmied vom 27. August 1913
Werbeanzeige für die Beholla Pistole, Der Waffenschmied vom 25. Januar 1919
Werbeanzeige für eine Stenda Pistole, Der Waffenschmied 25. Juli 1920
Werbeanzeige für die Leonhardt, Der Waffenschmidt vom 25 .Juli 1920
Werbeanzeige aus dem Jahr 1921. Menz weist darauf hin, dass nur seine Pistolen als MENTA bezeichnet werden dürfen.
Ausnehmung im Griffstück, in die der Schwalbenschwanz des Laufs eingreift. Gut zu erkennen auch die Bohrung des Haltestifts.
MENTA 6,35 mm Browning | MENZ 6,35 mm Browning | MENTA 7,65 mm | |
Länge | 117 mm | 117 mm | 141 mm |
Lauflänge | 57 mm | 59,5 mm | 74 mm |
Höhe | 78 mm | 80 mm | 101 mm |
Breite | 27 mm | 25 mm | 25 mm |
Gewicht | 375 g | 415 g | 620 g |
Magazinkapazität | 6 | 6 | 7 |
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