Geschichte der M.A.P.F.

Nahezu die gesamte spanische Kurzwaffenproduktion beschränkte sich auf die nordwest-spanischen Provinzen Guipúzcoa, Vizcaya, und Alava mit den Städten Eibar, Elgoibar, Durango und Guernica y Luno. Dieses sogenannte spanische Baskenland stand in enger Verbindung mit den ebenfalls für ihre Waffenindustrie bekannten Gebieten an der französischen südlichen Atlantikküste und dem nördlichen Pyrenäenrand. Die reichen Erzvorkommen der Region lieferten den Grundstoff für eine florierende Waffenindustrie, die noch bis ins 20. Jahrhundert hinein durch eine Vielzahl von Familien-, Klein- und Kleinstbetrieben gekennzeichnet war. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Hauptakteur und Gründer der als M.A.P.F. oder Unique bekannten Manufacture d'Armes des Pyrénées Françaises aus dieser Region stammt. Einer der bekannteren spanischen Waffenhersteller war Francisco Arizmendi aus Eibar, ein Familienunternehmen mit wenigen Dutzend Mitarbeitern. Einer dieser Mitarbeiter war ein gewisser José Vincent Uria.

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise entschloss Uria, sich in Frankreich niederzulassen, im kleinen Pyrenäenort Béhobie, in einem kleinen Weiler am Rande der Gemeinde Urrugne. Dort gründete er 1923 zusammen mit den Brüdern Isidro und Gregorio Arenas die Firma Uria & Arenas Frères - ein kleiner Betrieb, spezialisiert auf Kurzwaffen mit rund einem Dutzend Mitarbeiter. Auf die Arenas Brüder geht auch die Registrierung des Markennamens Unique in Spanien im Jahr 1921 zurück. Nur wenige Jahre später verlegt sich das Unternehmen nach Hendaye. In den Folgejahren produzierte Unique eine Reihe qualitativ hochwertiger Taschenpistolen (Unique 10 bis 21) nach dem Vorbild der FN 1906 und FN 1910 mit Eibar Sicherung, in den Kalibern 6,35 mm Browning und 7,65 mm Browning. Im Jahr 1934 erschien dann ein völlig neues Taschenpistolenmodell, das sich nun am Design der FN Baby, Walther Modell 9, Haenel Schmeisser Modell 2 und anderer Kleinstpistolen orientierte. Hier taucht erstmals die Modellbezeichnung MIKROS auf. Unique fertigte diese Pistole bis 1939.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und deutscher Besatzung begann M.A.P.F. ab 1946 wieder mit der Prduktion von Waffen, zunächst mit Schwerpunkt auf die französischen Sicherheitskräfte. 1957 legt M.A.P.F. dann auch wieder eine Pistole unter dem Namen Mikros K auf, die sich äußerlich an das größere Modell L anlehnt. Es sollte die letzte Taschenpistole des Unternehmens sein. Und genau um diese Mikros K soll es in diesem Artikel gehen.

Der Firmengründer, José Vincent Uria,

Quelle: Les Pistolets Unique 

Manufacture d'Armes des Pyrénées Françaises (M.A.P.F.), Mikros K


Vorbemerkung: Sammlern französischer Taschenpistolen empfehle ich das hervorragende Buch "Les Pistolets Unique" der beiden Fachautoren Jean-Pierre Bastie und Daniel Casanova. Neuere Artikel und Beiträge zu Unique Pistolen haben fast immer dieses Buch als Grundlage. Darüber hinaus empfehle ich das Buch Baskische Pistolen & Revolver von Albrecht Simon.

Beschreibung des Modell Mikros K

Bei der Mikros K handelt sich um eine Selbstladepistole mit Feder-Masse-Verschluss und einem außenliegenden Schlaghahn. Der Hahn ist gefällig gearbeitet, ohne Ecken und Kanten, sodass man beim verdeckten Tragen nicht an der Kleidung hängen bleiben kann. Auf der Oberseite ist der Hahn leicht geriffelt, sodass er sich gegen die starke Feder spannen lässt. Liegt der Hahn in Ruheposition, so verdeckt er gleichzeitig den Kimmenausschnitt - ein untrügerisches Zeichen der mangelnden Feuerbereitschaft. Zudem hat der Hahn eine Sicherheitsraste. Ein Beilagezettel warnt eindringlich davor, den Abzug nicht in dieser Position zu betätigen, da dies dem Abzugsstollen schade. Der Schlagbolzen reicht nicht bis an die anliegende Patrone heran, sodass ein Stoß auf den Hahn nicht zur Zündung führt. Erst der kraftvolle Aufschlag des Hahns schleudert den Schalgbolzen Richtung Zündhütchen.

Das Verschlusstück ist durchbrochen, der Lauf liegt frei. Entgegen dem frühen Modell Mikros von 1934, bei dem der Lauf fest mit dem Griffstück verbunden war, ist der Lauf der neuen Mikros K nun mittels einer Nutverbindung mit dem Griffstück verbunden, also abnehmbar. Weiterhin besitzt die Pistole eine Eibar Sicherung, eine Magazinsicherung und eine Schließsicherung. Die Eibar Sicherung blockiert den Abzug. Ist kein Magazin eingeführt, federt ein Sicherungsstück am Abzug aus und wird an einem Querstift im Griffstück festgehalten, sodass der Abzug blockiert. Ist das Verschlussstück nicht vollständig in seiner vordersten Position, so wird über eine Steuerkurve im Verschlussstück ein Arm der Abzugsstange nach unten gedrückt, sodass diese die Abzugsklinke nicht erreichen kann.

Die Abzugskralle rechts dient gleichzeitig als Ladestandsanzeiger. Befindet sich eine Hülse im Patronenlager, so steht die Abzugskralle fühlbar seitlich nach außen heraus. 


Varianten

Die Mikros K wurde im Kaliber 6,35 mm Browning und .22 kurz angeboten.

Links auf dem Verschlussstück steht:

MODELE "K" - MIKROS - MADE IN FRANCE

rechts steht:

- Armes unique - Hendaye B P France


Auf der Oberseite des Laufs findet sich die Kaliberangabe:

CAL. 635 m/m (25) 6 COUPS.

bzw. CAL. 22 SHORT 6 COUPS.


Neben dem kurzen, 57 mm langen Lauf der Taschenpistolenausführung, war im Kaliber .22 kurz auch noch ein 102 mm langer Lauf für Trainingszwecke erhältlich. 

Das Griffstück gab es in Stahl- und in einer Alu-Ausführung, was das Gewicht des Winzlings um rund 100g reduzierte. In den Beschreibungen werden die Gewichte der Pistolen mit 350g bzw 265g angegeben. Tendetiell sind die Pistolen mit Alu-Griffstück jedoch etwas leichter. Die mir vorliegenden Waffen wiegen nur rund 250g. 

Als Sonderausführungen waren eine vollgravierte Pistole mit matt silbernem Verschlusstück und Nussbaumgriffschalen sowie grün oder rot eloxierte Griffstücke mit matt silbernen Verschlussstück und Nussbaum- oder weißen Kunststoffgriffschalen erhältlich.

Technische Daten der Mikros K

Explosionszeichnung der Mikros K

Warnhinweis vor dem Betätigen des Abzugs, wenn sich der Hahn in der Sicherheitsrast befindet.

Unique Mikros
Mikros aus den 1930er Jahren in der Sonderausführung Nickel mit (echt-)silbernem Griffmedaillon.
Mikros K linke Seite
Mikros K linke Seite
Mikros K rechte Seite
Mikros K rechte Seite
Mikros K zerlegt
Zerlegte Mikros K. Nur wenige Teile.
Mikros Schlaghahn
Der Hahn verdeckt den Kimmenausschnitt, wenn die Pistole nicht gespannt ist.
Mikros Beschriftung Läufe
Das Kaliber der Pistole liest man auf der Oberseite des Laufs ab.
Mikros K Schachtel Oberseite
Wertige Schachtel in Schlangenlederoptik mit goldenem Mikros-Schriftzug
Mikros K Munitionshinweis
Hinweis für die Pistole in .22 kurz. Zur sicheren Funktion nur gelistete Hersteller verwenden.
Mikros Schachtel
Edle Schachtel. Inhalt: Pistole, Anleitung, Beschussurkunde, Warnzettel
Anleitung
Ausführliche, mehrsprachige Anleitung
Mikros K Zerlegeanleitung
In vier Schritten zerlegt.
Mikros K Beschussurkunde
Jeder Pistole liegt ein Beschusszertifikat bei