Technik

Frühe Pistolen unter dem Handelsnamen Singer weisen unter den Griffschalen ein durchbrochenes Griffstück auf, bei dem im unteren Bereich beiderseits Stege verblieben, um dem Griffstück Steifigkeit zu verleihen. Die ab 1940 produzierte DUO hat hingegen auf der linken Seite ein völlig offenes Griffstück unter den Griffschalen. Rechts ist das Griffstück geschlossen und weist lediglich zwei Bohrungen mit je rund 10 mm Durchmesser auf.

Die DUO ist eine klassische Taschenpistole im Stil einer FN 1906. Ebenso wie bei der FN 1906 ist der Lauf im vorderen Bereich geriffelt - zur besseren Griffigkeit - und mit drei Warzen im Griffstück verriegelt. Durch eine Drehung um 90° lässt sich der Lauf entriegeln. Die Pistole besitzt ein Schlagbolzenschloss, die Abzugstange verläuft beiderseits innen im Griffstück. Die DUO hat eine Hebelsicherung und eine Magazinsicherung. Die Visierung besteht lediglich aus einer Visierrinne. Frühe Pistolen haben 15 schmale Griffrillen, später wird dies auf acht breite Rillen verändert.

Mit rund 114mm Gesamtlänge, 77mm Höhe, 23mm Breite und 370g Gewicht hat die DUO ähnliche Abmessungen wie die FN 1906.

Als Überbleibsel der österreich-ungarischen Waffengesetzgebung hatte auch die Tschechoslowakei Regelungen, wonach Pistolen mit mindestens 18 cm Lauflänge nicht angemeldet werden mussten. Dementsprechend finden sich auch frühe DUO mit langen Läufen.


Varianten

Die zwischen 1936 und 1940 hergestellten Pistolen unter den Handelsnahmen Singer, Ideal und Jaga finden sich mit folgenden Beschriftungen auf der linken Seite des Verschlusstücks.


AUTOMATICKÁ PISTOLE RÁŽE 6’35

„SINGER“

AUTOMATICKÁ PISTOLE RÁŽE 6’35

„IDEAL“

AUTOMAT. PISTOLE  ››  JAGA  ‹‹ 6’35


Früheste DUO Pistolen um 1936 finden sich mit folgender Beschriftung. Dies ist nach Brown die 1. Beschriftungsvariante:

AUTOMAT. PISTOLE  „DUO“ CAL 6’35


Bereits ab 1937 findet sich eine neue, zweizeilige Beschriftung (2. Variante):


AUTOMATICA PISTOLE  „DUO“ CAL 6’35

F DUŠEK, TOVÁRNA NA ZBRANĚ, OPOČNO


Ab 1940 folgte eine weitere Beschriftungsvariante (3. Variante):


AUTOMAT. PISTOLE  „DUO“ CAL 6’35

F. DUŠEK, OPOČNO


Als kleine Variation sind auch Pistolen ohne den Punkt nach "AUTOMAT" bekannt.

Infolge der Namensänderung von Opočno nach dem Anschluss ans Deutsche Reich erfolgte 1941 um Seriennummer 15000 eine neuerliche Anpassung der Beschriftung (4. Variante):

František Dušek 1877 - 1956,

Quelle:

https://rychnovsky.denik.cz/zpravy_region/pred-110-lety-se-zacala-psat-historie-svetozname-firmy-duo-opocno-20141124.html

Werbeanzeige der Fa. Frankonia, Deutsches Waffenjournal, Februar 1968.


DUO zerlegt


František Dušek, Modell DUO, im Kaliber 6,35 mm Browning


Vorbemerkung: Sammlern tschechischer Taschenpistolen empfehle ich das hervorragende Buch von James D. Brown "Cold War Pistols of Czechoslovakia" sowie den Artikel "Jahrelange Bewährung" von Gerhard Ortmeier im DWJ 04/2015, S. 65ff. Die hier veröffentlichten Informationen entstammen im Wesentlichen diesen beiden Werken sowie umfangreichen, eigenen Recherchen und vorliegenden Realstücken.


František Dušek wird 1877 in Černilov geboren, lernt den Beruf des Büchsenmachers in Smiřice und gründet schlussendlich 1904 in der nordböhmischen Stadt Opočno eine Firma, wo er Waffen, Fahrräder und Nähmaschinen produziert. 1926 beginnt er mit dem Import spanischer Taschenpistolen, die er unter dem Handelsnamen Singer und Ydeal unter anderem auch in größerem Mengen im Deutschland vertreibt. Mit dem Beginn des spanischen Bürgerkriegs 1936 versiege diese Quelle, so dass er nun eigene Selbstladepistolen unter den Handelsnamen Singer, Ideal und Jaga anbot. Schließlich bietet er diese Pistolen dann auch unter seinem eigenen Namen DUO (Dušek Opočno) an.

Unter deutscher Besatzung produziert Dušek weiter (Schlittenbeschriftungen / Ortsangaben in Deutsch). Mit der kommunistischen Machtübernahme 1948 fällt Dušek unter die Aufsicht von Česká Zbrojovka (CZ). Der Name DUO bleibt jedoch erhalten, die Pistolen tragen aber fortan das CZ Handelszeichen. Gleichzeitig wird die Fertigung in das CZ Zweigwerk Strakonice verlagert. 1950 wird CZ als „volkseigener Betrieb“ Závody přesného strojírenství Uherský Brod (Betrieb für Feinmaschinenbau) der Generaldirektion Přesné strojírenství (Feinmaschinenbau) in Prag unterstellt. Der Handelsname DUO verschwindet und der Name "Z" erscheint. 1958 erfolgt die Zuordnung zum Werk Zbrojovka Vsetín (damals Závody říjnové revoluce). Um 1960 wird die Produktion der Z-Pistole von Strakonice in das Werk in Uherský Brod verlegt, erkennbar an einem Präfix B vor der Seriennummer. Der Übergang ist aber nicht trennscharf. 1965 wechselt die Zuständigkeit zur Generaldirektion der Zbrojovka Brno unter dem Namen Přesné strojírenství in Uherský Brod. Die Fertigung der DUO / Z läuft bis zum Jahr 1974.


Schlagbolzenschloss, Abzugsstange und Nuten zur Laufverriegelung


AUTOMAT. PISTOLE  „DUO“ CAL 6’35

F. DUŠEK, OPOTSCHNO


Gegen Ende 1941, um Seriennummer 25000, wird die Seriennummer von der linken auf die rechte Seite des Verschlussstücks verlegt (5. Variante).

Ende 1945 wird der ursprüngliche Name von Opotschno wieder angenommen, die Seriennummer bleibt auf der rechten Seite (6. Variante):


AUTOMAT. PISTOLE  „DUO“ CAL 6’35

F. DUŠEK, OPOČNO


Gegen Ende 1947 um Seriennummer 155000 wird die Herkunftsbezeichnung links auf dem Griffstück ergänzt (7. Variante).

AUTOMAT. PISTOLE  „DUO“ CAL 6’35

F. DUŠEK, OPOČNO

                                                                                                                                                  MADE IN CZECHOSLOVAKIA


1948 wird die Herkunftsbezeichnung auf dem Verschlussstück aufgestempelt (8. Variante). Es handelt sich hierbei um die die seltenste Variante mit nur rund 1000 Pistolen im Seriennummerbereich 160800 bis 161800.

AUTOMAT. PISTOLE  „DUO“ CAL 6’35

F. DUŠEK, OPOČNO        MADE IN

                                                   CZECHOSLOVAKIA


Mit Seriennummer 161917 erfolgte 1948 der Übergang an CZ und es folgte eine neue Beschriftung  (9. Variante):

ČZ AUT. PISTOLE "DUO"  R. 6.35 mm

MADE IN CZECHOSLOVAKIA


1950 wird die Firma unter die Ägide von ZB gestellt und der Name DUO verschwindet. Dementsprechend werden auch die Griffschalen angepasst, auf denen sich nun ein Z in konzentrischen Kreisen findet. Die Beschriftung lautet nun (10. Variante):


Z AUT. PISTOLE                R. 6.35 mm

MADE IN CZECHOSLOVAKIA


Im Übergang finden sich auch noch Kombinationen, die anstatt der Leerstelle "DUO" enthalten.

1954 wird in der Beschriftung ein "Z" als Modellbezeichnung ergänzt (11. Variante):

AUT. PISTOLE        "Z"         R. 6.35 mm

MADE IN CZECHOSLOVAKIA


Um 1956 erhält der Sicherungshebel Fischhaut anstatt konzentrischer Kreise. Um 1960 wurde die Produktion zu CZ verlegt und die Beschriftung erneut, beginnend mit Seriennummer 254901, geringfügig geändert (12. Variante). Zudem wird ein "B" der Nummer vorangestellt.


AUT. PISTOLE       "       R. 6³mm

MADE IN CZECHOSLOVAKIA


Um 1970 erscheint die letzte Änderung der Beschriftung, die nun wieder einzeilig ist (13. Variante):

AUT. PISTOLE  " 6,35 MADE IN CZECHOSLOVAKIA


Nach den Aussagen Browns wurden insgesamt 322,265 Pistolen hergestellt. Es finden sich im Lauf der Produktion geringfügige Änderungen der Anzahl der Griffrillen, des Magazinhalters sowie der Riffelung des Sicherungshebels, die aber hier nicht weiter ausgeführt werden sollen. Hierzu verweise ich auf Browns Buch.

Üblicherweise waren die DUO bzw. Z Pistolen brüniert, doch es gab auch vernickelte Waffen. Brown schreibt, dass zwischen 1967 und 1974 in Uherský Brod ingesamt 73,264 Pistolen hergestellt wurden, davon 17,172 vernickelt. Auch vorher gab es wohl vernickelte Waffen, jedoch fehlen hierzu die Aufzeichnungen.

In der DDR wurden einige verchromte "Z"-Pistolen zu Ehrenwaffen umgearbeitet und an hohe Offiziere und Würdenträger ausgegeben. Die linke Griffschale erhielt dazu eine Kokarde und Hersteller und Herstellungsland wurden auf der linken Verschlussstückseite ausgefräst. Die entstandene Fräsung wurde mit einem farblichen Kunststoff mit Glitzereffekt verfüllt.


Fazit:

Die DUO ist eine faszinierende kleine Pistole, deren Beschriftung des Verschlussstücks auf die bewegte Geschichte der Firma Dušek und der Tschechoslowakei zwischen Eigenständigkeit, deutscher Besatzung und kommunistischer Herrschaft hinweist.


Technische Daten

Modell

Länge

Breite

Höhe

Lauflänge

Gewicht

Patronen

Seriennummern

DUO / Z

114 mm

23 mm

77 mm

 57 mm

370 g

6

1 - 254900

B254901 - B322265

DUO
5. Variante. Während der deutschen Besatzung wird der Ortsname Opocno "eingedeutscht" zu Opotschno.
Dusek DUO
DUO, 6. Variante. Kurz nach der deutschen Besatzung wird der Name Opocno wieder aufgenommen.
CZ DUO, 9. Variante
9. Variante der DUO nach Übernahme der Fertigung durch CZ 1948.
DUO Übergang 10. Variante
Anstatt der üblichen Leerstelle, ist hier noch ein "DUO" gestempelt. Auch hat diese Pistole noch die alten Griffschalen. Hinten mit dem Firmenzeichen von Frankonia.
DUO 10. Variante, rechte Seite
Die Seriennummer befindet sich links unterhalb des Auswurffensters.
DUO 11. Variante
11. Variante, ab 1954. Vorne am Abzugsbügel mit dem Firmenzeichen von GECO.
DUO 11. Variante
Jetzt mit den Z Griffschalen. Der Name DUO ist endgültig verschwunden.
DUO, 13. Variante
Verchromte DUO aus der letzten Fertigung von CZ.
CZ Z Ehrenwaffe
In der DDR wurden verchromte DUO-Pistolen zu Geschenkwaffen überarbeitet.
DUO disassembled
Zerlegte DUO Pistole. Recht einfacher Aufbau einer Pistole mit Schlagbolzenschloss im Stil der FN 1906.
CZ DUO Z Verpackung
Originalverpackung der DUO Z.