C.G. Haenel, Modell II, 6,35 mm Browning
Im Jahr 1920 führte die Firma C.G. Haenel eine Taschenpistole als sog. "Schmeisserpistole" ei, Diese war auf der Grundlage des Patents von Hans Schmeisser aus dem Jahr 1919 entstanden. Zum dieser hatte ich bereits hier im Februar 2022 berichtet.
Die Konkurrenz durch immer kleinere Taschenpistolen, allen voran die Walther Modell 9, führte dazu, dass Haenel im Jahr 1926 eine neue verkleinerte und vereinfachte Variante der Schmeisserpistole als sogenanntes "Modell II" auf den Markt brachte. Die ursprüngliche Schmeisserpistole erhielt ab diesem Zeitpunkt die Bezeichnung "Modell I". Letzte Werbeanzeigen für das Modell I finden sich bis Ende 1926. Fortan bewarb Haenel nur noch das Modell II.
Anhand von Exportkennzeichnungen (Österreich, Tschechoslowakei) lässt sich festellen, dass mit Einführung des Modell II die Nummerierung der Vorgängerpistole bei rund 80000 angelangt war. Haenel nummerierte seine neue Pistole zunächst in einem eigenen Nummernblock, beginnend ab Nummer 1. Doch bereits nach kurzer Zeit schwenkte man auf die Nummerierung des Modell I um und reservierte den Bereich ab ungefähr 100000 bis 150000 für die neue Pistole. Beide Modelle wurden dann eine erhebliche Zeit lang parallel zueinander gefertigt, denn nachdem der Bereich bis 100000 für das Modell I ausgeschöpft war, begann Haenel die Nummerierung für das Modell 1 wieder ab 150000 und erreichte Seriennummern bis knapp 160000. Im Unterschied dazu wurden die reservierten Seriennnummern für das neue Modell bei Weitem nicht augeschöpft und kaum 10.000 Pistolen produziert. Der Erfolg des Modell I war also dem Nachfolger nicht vergönnt und damit ist das Modell II im Vergleich zum Modell I recht selten. Es lohnt daher ein Blick auf diese kleine Schmeisserpistole.
Werbeanzeige zur neuen Schmeisserpistole Modell II, Der Waffenschmied vom 10. Januar 1926.
Ansicht der Haenel Fabrik in Suhl, Quelle: Anleitung zur Schmeisserpistole
Patentzeichnung zur Laufbefestigung, DRP 326536
Technik und Patente
Das Modell II basierte weiterhin auf den ursprünglichen Patenten zum Modell I, wurde aber äußerlich und teilweise auch innerlich komplett überarbeitet.
Die Pistole hat einen Masse-Verschluss und ein Schlagbolzenschloss. Hinten am Verschlussstück tritt ein Signalstift als Spannanzeiger hervor. Die Hebelsicherung ist auf der linken Seite auf Höhe des Abzugsbügels angebracht und kann bequem mit dem Daumen erreicht werden. Die Sicherung legt den Abzug fest. Darüber hinaus besitzt die Pistole eine Magazinsicherung. Das hierzu erforderliche Sperrstück ist aber nicht mehr bei allen mir bekannten Pistolen vorhanden. Entweder wurde es verloren oder bewusst ausgebaut, um die Magazinsicherung zu deaktivieren.
Besonders ist die Art der Laufbefestigung auf Basis des DRP 326536, die bereits beim Modell I Anwendung fand. Hierbei führt der Haltebolzen für den Lauf gleichzeitig die Schließfeder. Der verstärkte hintere Teil des Bolzens greift in den Laufansatz ein und wird durch den Federdruck der Schließfeder in dieser Position gehalten. Will man die Pistole zerlegen, so nutzt man dazu eine halbkreisförmige Aussparung vorne am Magazinboden, mit der man in eine umlaufende Aussparung des Laufhaltebolzens eingreift. Den Bolzen zieht man dann rund zwei Zentimeter nach vorne aus der Bohrung der Laufwurzel heraus und schwenkt ihn nach rechts oder links, sodass er sich an der Vorderfläche der Laufwurzel abstützt. Der Lauf ist damit vom Griffstück getrennt und kann nach oben entnommen werden.
Verzeichnis der Einzelteile, Quelle: Anleitung zur Schmeisserpistole, Modell II.
Varianten
Standardmäßig war das Modell II brüniert. Das Verschlussstück weist 16 feine Griffrillen auf. Die schwarzen Kunststoff-Griffschalen tragen zunächst ein stilisiertes ,,HS" (Haenel Suhl). Später finden sich dann auch Griffschalen mit dem Schriftzug "SCHMEISSER".
Es gibt darüber hinaus zwei minimale Variationen des Modells 2. Es finden sich Pistolen mit und ohne einem Stift hinter dem Abzug, der den Abzugszüngel zusätzlich gegen Herausfallen sichert. Bei frühen Pistolen wird der Abzug lediglich durch eine Nase in der Abzugsstange in seiner Position gehalten. Die Abzugsstange wiederum wird von der rechten Griffschale gestützt. Ist die Nase der Abzugsstange also nicht sorgsam in den Abzug eingefädelt, kann es zum Verlust des Abzugs kommen.
Die Schlittenbeschriftung auf der linken Waffenseite lautet:
C.G. HAENEL SUHL, SCHMEISSER’S PATENT
MODELL II.
Die Seriennummer findet sich auf der rechten Griffstückseite oberhalb des Abzugsbügels.
Haenel lieferte das Modell II in einer rötlich-braunen bzw. grünlichen Pappschachel mit Anleitung aus.
Angesichts der bekannten Seriennummern dürften vermutlich nur rund 10.000 Pistolen entstanden sein. Das Produktionsende lag um 1930.
Technische Daten
Länge | Breite | Höhe | Lauflänge | Gewicht | Patronen | Kaliber | |
Modell II | 100 mm | 20 mm | 67 mm | 52 mm | 260 g | 6 | 6,35 mm Browning |
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