Walther, Modell 7


Sammler deutscher Taschenpistolen kommen an den Waffen der Waffenfabrik Walther nicht vorbei. In der Abfolge der von Walther produzierten  Taschenpistolen markiert das Modell 7 aus dem Jahr 1916 das Ende einer Entwicklungsreihe, die mit dem Modell 2 begonnen hatte. Die Pistolen waren dabei so erfolgreich, dass Walther die Modelle 4, 5 und 7 sogar während es Ersten Weltkriegs. Erst ab April 1921 verschwindet das Modell 7 aus der Werbung.

Doch mit Kriegsende, Produktionsverbot und Neubeginn vollzog sich insgesamt ein Wandel im Design von Taschenpistolen, der sich bei Walther mit den Modellen 8 und 9 ab 1922 seinen Weg bahnte. Die Produktionszeit des Modells 7 war demnach recht kurz und der Erfolg insgesamt beschränkt. Dennoch lohnt ein Blick auf diese feine Taschenpistole, deren Vorbilder ganz klar beim Modell 4 und 6 zu suchen sind.

Wie bei allen Fragestellungen rund um Walther empfehle ich das hervorragende Buch von Dieter Marschall Walther Verteidigungspistolen. Die hier präsentierten  Informationen basieren zum Teil auf Marschalls Angaben, eigenen (Patent-)Recherchen in zeitgenössischen Quellen und der Untersuchung von Realstücken.


Patentzeichnung des Deutschen Reich Patents 256606 vom 22. Oktober 1911 zum Verschlussstück.

3. Ausführung des Modells 7, abgebildet im Pawlas Pistolenatlas. 

1. Ausführung des Modells 7, abgebildet im Pawlas Pistolenatlas. 

Werbeanzeige Der Waffenschmied vom 25.04.1921. Das Modell 7 ist weiterhin im Angebot. Spätere Anzeigen zeigen nur noch die Modelle 4 und 5.

Technik und Patente

Grundlage der Walther Modelle 2 bis 7 ist das DRP 256606 Rückstoßlader mit feststehendem Lauf und auf dem Griffstück geführten, in seinem Vorderteil hülsenartig ausgebildetem Verschlußstück vom 22. Oktober 1911.

Der Patentanspruch bezieht sich die auf die Konstruktion des Verschlussstücks, das durch Nut und Warzen auf dem Griffstück geführt wird. Das Verschlussstück liegt an einer Stufe (g1) am Griffstück an (siehe nebenstehende Patentzeichnung). Ein Laufmantel oder eine Hülse beschränkt das Verschlussstück derart, dass es nicht über die Stufe gehoben werden kann. Erst nach entfernen des Laufmantels oder der Hülse kann das Verschlussstück über die Stufe gehoben und vollständig nach hinten geführt werden. Erst dadurch lassen sich Aussparungen der Führungswarzen und Quernuten so gegenüberstellen, dass ein Abheben des Verschlussstück möglich ist.


Beim Modell 7 handelt es sich um eine Selbstladepistole mit Masse-Verschluss und innen liegendem Schlagstückschloss im Kaliber 6,35 mm Browning. Der Lauf ist feststehend mit darauf geführter Schließfeder. Die Schließfeder hat am Ende eine ca. 1 cm lange Hülse. Die glatte Laufmantel trägt das Korn und umschließt Lauf und Schließfeder. Der Laufmantel ist mittels eines Bajonettverschluss mit dem Verschlussstück verbunden. Das Hülse der Schließfeder blockiert das Abheben des Verschlussstücks nach Patent 256606. Das Hülsenauswurffenster befindet sich auf der rechten Seite des Verschlussstücks. Der Hülsenauszieher befindet sich ebenfalls rechts am Auswurffenster. Die Sicherung besteht aus einem Hebel auf der linken Seite hinter der Griffschale und wirkt unmittelbar auf den Schlaghahn.

Die Visierung besteht aus einer Kimme auf der Visierrille und dem Korn auf der Laufhülse. Standardmäßig ist die Pistole brüniert, gegen Aufpreis waren auch vernickelte Ausführungen erhältlich. Die schwarzen Griffschalen bestehen aus Hartgummi mit Fischhaut und tragen das Walther-Logo (CW). Ebenso finden sich Griffschalen aus Horn. Das Magazin hat 7 Sichtlöcher und fasst 8 Patronen.


Varianten

Es werden drei Varianten des Modells 7 unterschieden.


1. Ausführung (Seriennummern 4000 bis 5500 sowie 27500 bis 60000)

Als deutlicher Unterschied der Varianten weist die 1. Ausführung neun breite Spannrillen auf. Auf der linken Seite des Verschlussstücks steht: 


Selbstlade-Pistole Cal. 6,35 Walther's Patent

darunter die Walther Schleife.


Auf der rechten Seite steht:

Carl Walther Waffenfabrik Zella-St. Blasii


Die Seriennummer befinden sich zunächst rechts waagerecht auf dem Abzugsbügel. Die Position wandert jedoch im Laufe der Produktion nach links, senkrecht auf dem Griffstück.

 

2. Ausführung (Seriennummern 60000 bis 64500, ab 1916)

Die Beschriftung des Verschlussstücks auf der linken Seite bleibt unverändert. Rechts verändert sich die Beschriftung zu:


Carl Walther Waffenfabrik Zella-Mehlis I


Diese Pistole weist nun 16 schmale Griffrillen auf. 


3. Ausführung (Seriennummern 64500 bis 84000)

Die Beschriftung des Verschlussstücks auf der linken Seite wird vereinfacht und lautet nun:


Walther's Patent Cal. 6,35

darunter die Walther Schleife.


Rechts steht jetzt:


Waffenfabrik Walther Zella-Mehlis 


Die Pistole hat ebenfalls 16 Spannrillen.


Die Gesamtproduktion belief sich auf rund 57.500 Pistolen.

Werbeanzeige zum Modell 7 aus Der Waffenschmied vom 25. Juli 1916. 

Abmessungen:


Länge

Lauflänge

Höhe

Breite

Gewicht

Magazinkapazität

Modell 7

135 mm

77 mm

94 mm

25 mm

340 g

8

Walther Mod 7 1. Ausführung
1. Ausführung des Modell 7, linke Seite. Deutlich erkennbar sind die neun breiten Griffrillen.
Walther Modell 7, 1. Ausführung
Der Auszieher liegt auf der rechten Seite hinter dem Auswurffenster.
Walther Mod 7, 3. Ausführung
Modell 7 in der 3. Ausführung. Nun mit den 12 feinen Griffrillen.
Walther Mod 7, 3. Ausführung
Diese Pistole zeigt bereits die späte Beschriftung mit dem Hinweis auf Zella-Mehlis.
Walther Mod 7, zerlegt
Gut sichtbar ist die Stufe an der Laufwurzel sowie die Hülse am Ende der Schließfeder.
Walther Mod 7, Abzugsstange
Die Abzugstange liegt auf der rechten Seite und wirkt auf den Abzugstollen, der den Hammer freigibt.
Walther Mod 7, Detail Abzugsstange
Detailansicht der Abzugsstange und Abzugsstollen. Wird der Abzug betätigt, hebt die Abzugsstange den Stollen an, der wiederum den Hahn freigibt.
Walther Mod 7, Hammer
Hammer und Abzugszollen in der Draufsicht.
Walther Mod 7, Laufhülse
Laufhülse mit Bajonettverschluss, der in einer Nase im Verschlussstück eingreift.