ERMA-WERKE Waffen- und Maschinenfabrik GmbH, Modelle EP552, EP552S, EP555 & EGP55


Vorbemerkung: Sammlern von ERMA-Waffen empfehle ich das hervorragende Buch "Die Erzeugnisse der Erfurter Maschinenfabrik ERMA" von Holger Schlemeier. Dieses Meisterwerk kann man wahrlich als DAS Standardwerk zu ERMA bezeichnen. 


Die am 2. Mai 1955 gegründete ERMA-WERKE Waffen- und Maschinenfabrik GmbH produzierte bis Ende der 1990er Jahre eine Reihe von Taschenpistolen in den Kaliber 6,35 mm Browning und .22 lfb. Darüber hinaus entstanden vielfach auch Schwestermodelle als Schreckschusspistolen, bzw. basierten die scharfen Pistolen auf den vorher gefertigten Schreckschusswaffen. Im Oktober 2020 hatte ich hier bereits über die Geschichte der ERMA-WERKE und das Modell EP25 aus den Anfängen der Produktion berichtet. Diesmal stelle einige der am längsten produzierten Taschenpistolenmodelle der Serie EP552 bzw. EP555 vor. Diese wurden immerhin über knapp 20 Jahre von 1979 bis 1999 hergestellt. Ursprung dieser beiden Modelle war die Schreckschusspistole EGP55, die bereits im Juli 1978 eine PTB Zulassung erhielt (Nr. 208 bzw. 399). Eine EGP55 war der Start meiner Sammlerleidenschaft für Taschenpistolen. Es lohnt sich also, alle drei Modelle nebeneinander zu betrachten.

Varianten

EP552 / EP552S

Linksseitig am Schlitten ist die Pistole wie folgt zweizeilig beschriftet:

ERMA-WERKE 

Mod. EP552 Kal. .22 l.r.

bzw. 

ERMA-WERKE

Mod. EP552S Kal. .22. l.r.

Rechtsseitig steht:

Made in W. Germany

bzw. ab der Wiedervereinigung 1990

Made in Germany


Schriftgröße und -breite der rechtsseitigen Beschriftung ändern sich mehrfach mimimal, ohne dass dies einzelnen SN-Bereichen zugeordent werden kann.


Es werden drei Varianten unterschieden:

  • EP552 ohne Schlagbolzensicherung,
  • EP552 mit Schlagbolzensicherung (Änderung eingeführt zwischen SN  008068 und 008492, Jun/88 bis Jan/89),
  • EP552S ab SN009692.


Es finden sich anfangs braune Kunststoff- und Nussbaumgriffschalen, später auch schwarze Kunststoffgriffe. Magazine finden sich mit der Beschriftung EP652, EP552 und EP552S. Ab Werk wurde die Pistole nur in schwarzem Finsih angeboten. Die Pistolen werden in einer braunen ERMA Schachtel mit Styroporeinlage, Bedienungsanleitung, Putzbürste, Erma-Anstecknadel und Garantieurkunde ausgeliefert. Ab 1993 erfolgte die Auslieferung in einem grauen ERMA Karton. Der Preis für die EP552 stieg von rd. 200 DM im Einführungsjahr 1979 auf rund 390 DM Ende der 1990er Jahre.


EP555

Die linksseitige Schlittenbeschriftung lautet:

ERMA-WERKE

Mod. EP555 Kal. 6,35/.25


Der Großteil der Pistolen wurde mit einer einteiligen Nussbaumgriffschale ausgeliefert. Später gab es auch eine geringfügig günstigere schwarze Kunststoffgriffschale. Die Auslieferung der Pistole erfolgte in einer braunen ERMA Schachtel mit Styroporeinlage, Bedienungsanleitung, Putzbürste, Erma-Anstecknadel und Garantieurkunde. Ab 1993 war dann ein grauer ERMA Karton verfügbar. 1979 kostete die EP555 rund 180 DM, zum Ende der Produktionszeit 375 DM.


EGP55

Die linksseitige Beschriftung lautet:

ERMA-WERKE

Mod. EGP 55 Kal. 8mmK


Magazine finden sich mit der Bezeichnung EGP65, EGP55/65 oder ohne Modellbezeichnung. Die Pistole war zunächst mit braunen (bis 1982) und später schwarzen Kunststoffgriffschalen oder einteiligen Nussbaumgriffschalen erhältlich. Anfang der 1980er wurde eine Pistole in hochglanzverchromtem Finish in geringer Stückzahl aufgelegt. Im Jahr 1994 entstanden noch eine größere Stückzahl von bi-color Pistolen mit verchromtem Schlitten und schwarzem Griffstück bzw. umgekehrt. Die Pistole kam im braunen ERMA-Karton und dann ab 1993 im hellgrauen Karton. Die Preise lagen 1979 bei rd. 150 DM, zuletzt bei rd. 200 DM. Hochglanzverchromte Modelle kosteten 90 DM mehr, Nussbaumgriffschalen waren 30 DM teurer.

Zeichnung des Gebrauchsmusters 7920702

Deckblatt der Bedienungsanleitung der EP552 & EP555

Beschreibung und Technik

Bei den Modellen der 5er-Reihe handelt es sich um Pistolen mit unverriegeltem Feder-Masse Verschluss, die in großen Teilen in Zinkdruckguss hergestellt wurden. Griffstück, Schlitten, Abzugsbügel und -züngel bestehen aus Guss. Funktionsteile sind aus Stahl und die Gussteile, wie Griffstück und Schlitten, sind mit Stahleinlagen verstärkt. Der Lauf ist fest in das Griffstück eingesetzt. ERMA verkleinerte die PPK-typische Bauform der 7er-Modellreihe soweit, dass diverse Teile der Pistolen der 6er-Reihe verwendet werden konnten (u.a. Griffschalen, Magazin, Stahl-Stoßboden, Schlagbolzen und Auszieher, div. Kleinteile). Am Ende waren 18 der 32 Einzelteile der Pistole identisch zu den Schwestermodellen. Dazu kamen noch weitere Teile, die bereits in anderen ERMA Pistolen genutzt wurden. Die Zahlen der parallel verwendeten Teile weichen für die jeweiligen Modelle EP552, EP552S, EP555 und EGP55 etwas voneinander ab, doch die Botschaft ist klar: kosteneffizienztes Arbeiten.

Die Pistolen der 5er Reihe haben eine Schließsicherung und eine manuelle Flügelsicherung im Schlitten, die mittels einer sich um das Schlagbolzenende legenden Walze dem Hahn den Weg versperrt. Der schwimmend gelagerte Schlagbolzen wird dabei nicht festgesetzt und so ist die Fallsicherheit nicht gegeben. 1988/89 wurde dieser Schwäche Rechnung getragen und es kam noch eine Schlagbolzensperre hinzu, die später durch die Ergänzung der Modellnummer mit "S" gekennzeichnet wurde. Diese Sperre ist nur bei den Modellen EP552S bekannt. Ob es auch eine EP555S gegeben hat, kann nicht mit Sicherheit bestätigt werden.

Die neue Schlagbolzensicherung wurde durch das Gebrauchsmuster 7920702 und das Patent DE2929289 geschützt. Die Sicherung funktioniert, indem über den Abzug ein Schwenkhebel freigegeben wird, der ansonsten in den Laufweg des Schlagbolzens eingreift.


Fazit:

Bei den ERMA-Pistolen der 5er-Reihe handelt es sich um formschöne Taschenpistolen mit dem typischen Bond-flair der PPK. Interessant zu sehen ist, wie ERMA mit wenig Aufwand und unter Nutzung vieler Einzelteile anderer Serien, neue Pistolen auflegte. Die 20-jährige Produktionszeit der 5er-Reihe spricht für den Erfolg dieses Konzepts. Tatsächlich war die ERMA EGP55 die "Einstiegsdroge" für meine eigene Sammeltätigkeit im Bereich der Taschenpistolen. Insofern schwingt beim betrachten der Bilder etwas Nostalgie mit. 


Technische Daten:

Länge

Höhe

Breite

Gewicht

Kaliber

Bauzeit

Stückzahl

EP552 & EP552S

138 mm

99 mm

25 mm

426 g

.22lr

1979 - 1995

rd. 17.600

EP555

138 mm

99 mm

25 mm

422 g

6,35 mm Browning

1979 - 1995

8.678

EGP55

138 mm

98 mm

25 mm

410 g

8mmK

1979 - 1994

54.797

Erma EP552 Holzgriffschalen
EP552 mit einteiliger Nussbaumgriffschale
Erma EP552S
EP552S mit schwarzen Kunststoffgriffschalen.
Erma EP555
EP555 mit schwarzen Kunststoffgriffschalen.
Erma EGP55
Schreckschusspistole EGP55 mit brauen Kunststoffgriffschalen
Erma EP552 zerlegt
Nur wenige Teile. EP 552 zerlegt.
Erma EP552 Walzensicherung
Die Walze sperrt den Schlagbolzen gegen den Hahn.
ERMA EP552S Schlagbolzensicherung
Schlagbolzensicherung einer ERMA EP552S
Vergleich 8mmK, 6.35 22lr
Vergleich der Patronen 8mmK, 6,35 mm Browning und .22lr (v.l.n.r.)
Erma EP552
EP552 Magazin mit der Bezeichnung EP652 - völlig normal.
braune Erma Schachtel bis 1993
braune Erma Schachtel bis 1993
ERMA Schachtel grau
Die ab 1993 eingeführte graue Schachtel
Erma EP552 in der Schachtel
Hier fehlt die Erma Anstecknadel
Erma EP552 Bedienungsanleitung
Eine Bedienungsanleitung für alle.
Erma EP552 Garantieurkunde
Jeder Pistole liegt eine Garantieurkunde bei.