ERMA-WERKE Waffen- und Maschinenfabrik GmbH, Modelle EP752 und 752S


Vorbemerkung: Sammlern von ERMA-Waffen empfehle ich das hervorragende Buch "Die Erzeugnisse der Erfurter Maschinenfabrik ERMA" von Holger Schlemeier. Dieses Meisterwerk kann man wahrlich als DAS Standardwerk zu ERMA bezeichnen. 


Die am 2. Mai 1955 gegründete ERMA-WERKE Waffen- und Maschinenfabrik GmbH produzierte bis Ende der 1990er Jahre eine Reihe von Taschenpistolen in den Kalibern 6,35 mm Browning und .22 lfb. Darüber hinaus entstanden oft auch Schwestermodelle als Schreckschusspistolen, bzw. basierten die scharfen Pistolen auf den vorher gefertigten Schreckschusswaffen. Die bei ERMA produzierten Pistolen hatten vielfach Vorbilder in bekannten Dienst- und Militärpistolen. Und gerade einfache Kopien der Walther PPK waren sehr beliebt. Hierzu zählen auch die Modelle EP752 und 752S, die ERMA zwischen 1979 und 1994 produzierte. Diese erschienen zeitgleich mit dem Schwestermodell EGP75 / EGP75S im Kaliber 8mmK.


Varianten

EP752 / EP752S

Linksseitig am Schlitten ist die Pistole wie folgt zweizeilig beschriftet:

ERMA-WERKE 

Mod. EP752 Kal. .22 long rifle

bzw. 

ERMA-WERKE

Mod. EP752 S Kal. .22 long rifle

Rechtsseitig steht:

Made in W. Germany

bzw. ab der Wiedervereinigung 1990

Made in Germany


Der Großteil der Pistolen ist schwarz gebeizt und hat einteilige Nussbaumgriffschalen. Es finden sich aber auch Kunststoffgriffschalen. Im Jahr 1980 fertigte ERMA auch einige hochglanzverchromte Pistolen. Anfangs hatte die ERMA 752 insgesamt 23 Fingerrillen und einen geschwungenen, hinteren Schlitten-Abschluss. Doch bereits um 1980, ab Seriennummer 000310 oder 000410, wurde das Hinterteil begradigt und der Schlitten erhielt nunmehr 12 breite FIngerrillen. Vereinzelte Übergangsmodelle finden sich noch bis ins Jahr 1982.

Die Pistolen wurden in einer braunen ERMA Schachtel mit Styroporeinlage, Bedienungsanleitung, Putzbürste, Erma-Anstecknadel und Garantieurkunde ausgeliefert. Ab 1993 erfolgte die Auslieferung in einem grauen ERMA Karton. Der Preis für die EP752 stieg von rund 225 DM im Einführungsjahr auf rund 425 DM Ende der 1990er Jahre.

Explosionszeichnung des ERMA Modell 752

Zeichnung des Gebrauchsmusters 7920702

Vergleich der Patronen 8mmK (links) und .22 lr (rechts)

Beschreibung und Technik

Beim Modelle 752 bzw. 752S handelt es sich um eine in großen Teilen aus Zinkdruckguss gefertigte Pistole mit Masse-Verschluss. Die Pistole besitzt ein Hahnschloss. Die Endziffer "2" der Modellnummer zeigt das Kaliber .22lr.

Sämtliche Funktionsteile sind aus Stahl und auch Schlagbolzenführung und Stoßboden sind mittels Stahleinlagen verstärkt. Der Lauf ist fest in das Griffstück eingesetzt. 

Trotz PPK-typischer Form weist die ERMA-Pistole einige Vereinfachungen auf. So ist beispielsweise neben der Schließsicherung nur eine manuelle Flügelsicherung im Schlitten vorhanden, die mittels einer sich um das Schlagbolzenende legenden Walze dem Hahn den Weg versperrt. Der schwimmend gelagerte Schlagbolzen wird dabei nicht festgesetzt und so ist die Fallsicherheit nicht gegeben. Zudem verfügt die Pistole über einen Schlittenfang und eine verstellbare Kimme. Den von der PPK bekannten SA/DA-Abzug hat auch das Modell 752, allerdings ist er im DA-Modus sehr schwergängig.


Das Modell 752S unterscheidet sich von der 752 durch eine zusätzliche Abzugssicherung. Hierbei wird der Problemantik des nicht festgelegten Schlagbolzens Rechnung getragen. Ein Schiebestück am Abzugszüngel blockiert die Schlagbolzenspitze so, dass diese die Patrone nicht erreichen kann. Erst bei vollständig gedrücktem Abzug schiebt sich das Sperrstück nach oben und gibt den Schlagbolzenweg frei. Die Funktion der Sicherung ist mit dem Gebrauchsmuster 7920702 abgesichert. 


Die Fertigung des Modell 752 begann am 3. April 1978 mit der Seriennummer 000001 und lief bis zur letzten Auslieferung der Nummer 007108 am 13. Oktober 1994. Der Seriennummerbereich 001999 bis 002010 wurde für das (äußerst seltene) Modell 752S genutzt. Die Seriennummer 002001 wurde doppelt vergeben. Zudem existiert ein Prototyp mit der Nummer 0000001. Von der 752S-Pistole gibt es insgesamt nur 15 Exemplare. Im Jahr 1999 entstanden dann nochmal 25 Pistolen des Modells 752 im Bereich 011203 bis 011227, für die Griffstücke aus der Imperator 752-Serie verwendet wurden. Die in größeren Stückzahlen hergestellten Modelle CX22 und RX22 sind 1:1 Kopien des Modells 752S, aber eben mit anderer Beschriftung.


Fazit:

Bei den ERMA-Pistolen 752 und 752S handelt es sich um formschöne Taschenpistolen mit dem typischen Flair der PPK. Die über 20-jährige Produktionszeit spricht für den Erfolg dieses Konzepts.


Technische Daten:

Länge

Höhe

Breite

Gewicht

Kaliber

Bauzeit

Stückzahl

EP752

156 mm

116 mm

27 mm

571-578 g

.22lr

1978 - 1994, 1999

7121

EP752S

156 mm

116 mm

27 mm

574 g

.22lr

1980 - 1985

15

Erma EP752 linke Seite
Das Modell 752, die Ähnlichkeit zur PPK ist unverkennbar.
Erma EP752 rechte Seite
Das Modell 752 ist mit einteiligen Nussbaumgriffschalen ausgestattet.
Erma EP752 Schlittenbeschriftung
Eindeutig: Modellnummer 752 in der zweizeiligen Schlittenbeschriftung
Erma EP752 Magazin
Beim Magazin gibt es ein- und zweireihige Beschriftungen.
Erma EP752 Schachtel
Die Styroporeinlage mit Pistole, Putzstock und Anstecknadel.
Erma EP752 Deckeloberseite
Rötlich-braune frühe Erma Schachtel.
Erma EP752 Bedienungsanleitung
Die Bedienungsanleitung zeigt eine ERMA-Pistole mit Griffschalenemblem, die so nie ausgeliefert wurde, da es sich um eine Retusche des Bildes der EGP75-Anleitung handelt.
ERMA 752S Anleitung
Anleitung des Modell 752S. ERMA ließ eine größere Menge dieser Anleitungen drucken, was daruf hindeutet, dass die eigentliche Produktionsmenge der 752S höher sein sollte.
Erma EP752 Anstecknadel
ERMA Anstecknadel. Die Nadel fehlt leider oft bei gebrauchten Sets.
Erma EP752 Garantieurkunde
Die Garantieurkunde lag jeder ERMA-Pistole bei.
ERMA 752 - Imperator
Eine 752-Pistole aus der Imperator Serie.
ERMA 752 SN 10794 box
Graue ERMA-Schachtel der Imperator mit überklebtem ERMA-Logo.