ERMA-WERKE Waffen- und Maschinenfabrik GmbH, Modell EP655


Vorbemerkung: Sammlern von ERMA-Waffen empfehle ich das hervorragende Buch "Die Erzeugnisse der Erfurter Maschinenfabrik ERMA" von Holger Schlemeier. Dieses Meisterwerk kann man wahrlich als DAS Standardwerk zu ERMA bezeichnen. 


Die am 2. Mai 1955 gegründete ERMA-WERKE Waffen- und Maschinenfabrik GmbH produzierte bis Ende der 1990er Jahre eine Reihe von Taschenpistolen in den Kalibern 6,35 mm Browning und .22 lr, oftmals auch Schwestermodelle als Schreckschussvariante. 1969 hatte die Carl Walther Waffenfabrik ihr Erfolgsmodell TPH auf den Markt gebracht. ERMA folgte dem Designvorbild der TPH und brachte ab 1976 mit dem Modell EGP65 zunächst eine Schreckschusspistole und ab Dezember 1976 das Modell EP655 im Kaliber 6,35 mm Browning auf den Markt. Im Januar 1977 folgte das Modell EP652. 

Varianten

Linksseitig am Schlitten ist die Pistole wie folgt zweizeilig beschriftet:


ERMA-WERKE 

Mod. EP655 Kal. 6.35/.25

Rechtsseitig steht:

Made in W. Germany


Standardmäßig war das Modell EP655 in schwarzem Finish erhältlich, es gab aber auch eine Luxusvariante in Altsilber mit handgeschnittener Arabeskengravur, die zwischen 1977 und 1979 produziert wurde. Diese Pistolen tragen meist ein "A" vor der Seriennummer. Bis 1982 wurden braune Kunststoff-Griffschalen verwendet, danach führte ERMA schwarze Griffschalen ein. Optional gab es ab Werk einteilige Nußbaumgriffschalen.


Anfangs wurde die Pistolen im blauem ERMA-Karton mit rot beflocktem Styroporeinsatz geliefert. 1977 wechselte ERMA auf einen braunem Karton mit unbeflocktem Einsatz. Ab 1993 verwendete ERMA einen hellgrauen Pappkarton. Der Pistole lag eine dreisprachige Anleitung, eine Putzbürste und die ERMA-Anstecknadel bei.


Anfänglich kostete die EP655 rund 150 DM, in den 90er Jahren dann rund 240 DM.


Die EP655 wurde in einem eigenen Seriennummernbereich, beginnend ab 000001 bis 008515 von 1976 bis 1994 gefertigt. Es dürften demnach rund 8.500 Pistolen entstanden sein.

Explosionszeichnung der EP655

Beschreibung und Technik

Beim Modell EP655 handelt es sich um eine Taschenpistole mit Masse-Verschluss. Das Griffstück besteht aus Zinkdruckguss mit Stahleinlagen. Der Lauf ist komplett ins Griffstück eingegossen. Ähnlich wie beim Vorbild TPH ist das Verschlussstück vorne oben offen. Der Lauf liegt damit frei. Konstruktionsbedingt sitzt die Verschlussfeder unter dem Lauf. 

Die Pistole hat einen Single-Action-Only-Abzug. Als Sicherungen sind eine Hahnrast, eine Schließsicherung und eine manueller Sicherungshebel (Drehhebel) verbaut.

Das Magazin des Modells EP655 ist mit den kalibergleichen Magazinen der Modellreihen 3 und 5 austauschbar.


Fazit:

Das Modell EP655 ist eine formschöne Taschenpistole, die in keiner Taschenpistolen-Sammlung fehlen darf. Die fast 20-jährige Produktionszeit spricht für den Erfolg des Modells.

Technische Daten:

Länge

Höhe

Breite

Gewicht

Kaliber

Bauzeit

Stückzahl

EP655

135 mm

95 mm

23 mm

390 g

6,35 mm Browning

1976-1994

rd. 8.500

ERMA EP655 SN 000014 left side
Ansicht links. Das Designvorbild Walther TPH ist deutlich erkennbar.
ERMA EP655
Ansicht rechts. Erkennbar ist das vorne nach oben offene Griffstück und der freiliegende Lauf.
ERMA EP655 Karton
Früher ERMA Karton.
ERMA EP655
Frühe rot beflockte Styroporeinlage
Erma Anstecknadel
ERMA Anstecknadel. Die Nadel fehlt leider oft bei gebrauchten Sets.
ERMA EP655 Anleitung
Die Anleitung der EP655 zeigt eine Pistole in 6,35mm Browning, gilt jedoch auch für das Schwestermodell EP652 im Kaliber .22 lr.